Der Schauspieler Charlton Heston ist im Alter von 83 Jahren, in Folge einer schweren Alzheimer-Erkrankung gestorben. Endlich, denn er war immerhin ein Vertreter eines liberalen Waffenrechts und somit grundsätzlich böse und/oder dämlich. Diese oder ähnliche Gedanken sind in den letzten Tagen sicher vielen Vertretern der linksliberalen Moral-Inhabern gekommen. Ist ja auch verständlich, denn immerhin war Heston ja nicht nur Darsteller von so hehren Figuren wie Moses, oder Ben Hur. Nein, er war auch Präsident der National-Rifle-Association, einer einflussreichen, Vier-Millionen-Mitgliederstarken Waffenlobby. Und das macht ihn, durch die Gutmenschen-Brille betrachtet, zu einem christlich-fundamentalistischen Republikaner und einem kaltherzigen Waffennarr, der in direkter Linie mit George W. Bush, dem Ku-Kux-Klan und Adolf Hitler steht. Verfestigt hat sich das negative Bild Hestons durch die unerbittliche Inquisition des überaus seriösen Dokumentarfilmers Michael Moore, der ihm in seinem Film „Bowling for Columbine“ ein fragwürdiges Denkmal setzte.
Doch halt: Sieht man sich die Vita des Schauspielers etwas genauer an und zerstreut ein wenig die Nebelwände um ihn herum, kommt ein Bild zu Tage, das die Beurteilung seiner Person gerade für gestandene Linke erheblich erschwert. Denn in der Reihe der verehrungswürdigen Persönlichkeiten unseres Kulturkreises, von Jesus Christus über Karl Marx bis hin zu Al Gore und Barack Obama, gab es mit Martin Luther King einen, der einen besonderen Kampfgenossen hatte: Charlton Heston. Heston arbeitete eng mit King zusammen, demonstrierte gegen Betriebe und Lokale, die schwarzen versperrt blieben und unterstützte oftmals schwarze Schauspieler, die in Hollywood benachteiligt wurden. Bei zahlreichen Kundgebungen der frühen 60er-Jahren war Heston an der Seite der Bürgerrechtler, die gegen Rassendiskriminierung auftraten.
Dieser Aspekt seines Lebens muss bei Kritikern für Verwirrung sorgen, denn das Eintreten für Waffenfreiheit geht mit dem Kampf gegen Rassismus einfach nicht zusammen. Oder? Eben doch.
Heston trat sein ganzes Leben für die Freiheit des Individuums ein, das selbst über die Ausgestaltung seines Lebens entscheiden kann. Wie dann jeder sein Streben nach Glück („the pusuit of happiness“) angeht, ist eine andere Frage, die nicht vom Gesetzgeber beantwortet werden sollte. Egal ob das Gesetz einem schwarzen Bürger den Zutritt zu einem öffentlichen Gebäude verhindert, oder ob es einem Weißen den Waffenbesitz verbieten will. Heston war dagegen.
Seinen Gegnern war und ist das egal. Sie schreckten auch nicht vor massivsten Manipulationen und Falschmeldungen über ihn zurück. Zuletzt und handwerklich gesehen am perfektesten, im schon angesprochenen Moore-Film „Bowling for Columbine“. So ist dort Heston zu sehen, wie er den Opfern eines Schulmassakers, scheinbar unmittelbar danach, mit der Waffe in der Hand zuschreit, dass sie ihm diese nur aus seinen kalten Händen entwenden könnten. Dass die Rede zu einem ganz anderen Zeitpunkt gehalten wurde und in keinem Zusammenhang mit dem Massaker stand, ist irrelevant. Die gesamte Passage mit Heston strotzt vor Unwahrheiten und bewussten Verdrehungen goebbelscher Prägung (eine genaue Zusammenstellung der Unwahrheiten finden Sie z.B. hier). Das machte jedoch nichts, denn Kritik ist ja nur angebracht, wenn sie politisch-ideologisch opportun erscheint.
Es bleibt festzuhalten, dass das Eintreten für individuelle Freiheit Facetten miteinschließt, die einem auf den ersten Blick ein wenig skurril erscheinen mögen. Insbesondere, wenn man als „weltoffener“ Europäer ins reaktionäre Amerika sieht. Doch eines steht fest: Freiheit ist unteilbar und wenn eine Gesellschaft beginnt, Freiheit nur dort zuzulassen, wo sie politisch gewollt wird, hat sie langfristig ausgedient.
Es ist eine uralte Erfahrung, die immer wieder neu bestätigt wird, daß nichts das Vertrauen des Staates in seine Bürger bzw. die Haltung des Staates zu seinen Bürgern so deutlich macht – ia. vor allen anderen Indikatoren – wie das Waffenrecht.
Und daß so ziemlich alle Massenmorde mit der ( administrativen )Entwaffnung der Opfer begonnen wurden,sollte zu denken geben.
Kommentar von Horst Reingrabner — April 10, 2008 @ 8:56 am |