ICH BIN SO FREI. Freiheit – Verantwortung – Eigentum – Politically Incorrect

August 18, 2008

Auf zum Arbeitsamt!

Filed under: österreichische Innenpolitik,linke Irrungen — Patrick Minar @ 2:06 pm

Im Wiener Rathaus ist zur Zeit gut zu beobachten, wie man seitens der öffentlichen Hand Kinder schon frühzeitig auf sozialdemokratische und etatistische Lebensführung konditioniert, um sich auch in Zukunft möglichst wenig mit eigenständigen Individuen herumschlagen zu müssen.  „Rein ins Rathaus“ heißt die Veranstaltung, die für Kinder zwischen 6-13 Jahren die Möglichkeit bieten soll, die Abläufe des „richtigen“ Lebens hautnah erleben zu können. Inklusive Finanzamt, Beamte und Politiker-Privilegien.
Die Idee klingt gut: Kinder nehmen Berufe an, müssen ihr eigens (fiktives) Geld verdienen und sich um die Verwaltung kümmern. An zahlreichen Ständen lernen so die teilnehmenden Kinder verschiedene Berufsgruppen kennen und lernen mit einigen Grundsätzen des Wirtschaftslebens umzugehen. Der  Teufel steckt jedoch im Detail und ist von  seinem Zugang her fatal und pflanzt bei den Kindern ein völlig falsches Anreizsystem und Wertegefüge ein.

So wird gleich zu Beginn das ankommende Kind von einem der sehr bemühten Pädagogen sogleich zum Arbeitsamt geschickt. Das ist nämlich zuständig für die Vermittlung und Zuteilung der Arbeitsplätze. Nur wenn diese, natürlich auch von Kindern geführte, öffentliche Stelle in der gewünschten Branche eine offene Stelle weiß, kann man dort beginnen. Wir lernen also: Ich brauche einen Job, also ab zum Arbeitsamt.

Für jene, die keine gewünschte Stelle kriegen, gibt es natürlich Abhilfe: Das Sozialamt. Noch bevor das enttäuschte Kind darüber nachdenken kann, was es denn nun tun soll, unterbreitet das Sozialamt quasi einen Sozialplan, über den jedes Kind eine geförderte Stelle bekommen kann. Auch eine wichtige Lektion: Wenn ich am Markt keine gewünschte Stelle bekomme, dann helfen sogleich die Freunde vom Sozialamt.

Besonderes Augenmerk wird natürlich auch auf das Kennenlernen der politischen und öffentlichen Abläufe gelegt. Die Kinder können Forderungen aufstellen und sich der Wahl zum Bürgermeister oder Stadtrat stellen. Dort können sie wichtige Dinge tun, wie Steuern festsetzen, oder diverse Gesetze festlegen. Diese Positionen sind besonders attraktiv, da sich der Stadtsenat selber die Gehälter festsetzt und auch sonst verschiedenen Privilegien vergeben kann. Kein Witz: Grundsätzlich ist am Gelände für die Kinder aus Sicherheitsgründen das Laufen verboten. Ausgenommen davon sind Politiker, weil sie so viel arbeiten und immer so gestresst sind. Da lernt man wirklich was für´s Leben: Werde Politiker, dann hast Du´s besser. Vor allem auf Kosten jener, die arbeiten.

Auch ökonomisch und verwaltungstheoretisch bekommen die Nachwuchs-Politiker einiges mit: Wenn einer der Mini-Häupls die Steuern zu stark senkt, merkt er, dass die Stadt nicht mehr funktioniert, da kein Geld mehr in der Kasse ist. D.h. die Rathauswache und der Reinigungsdienst können nicht mehr bezahlt werden. Die volkswirtschaftliche Lehre daraus: Steuern sind gut und wichtig, da sonst nichts mehr geht. Denn den Boden aufzuwischen ist natürlich eine öffentliche Aufgabe. 

Es ist wirklich schade, um die eigentlich gute Idee. In ähnlichen Simulationen hätte man sehr gut vermitteln können, dass Eigeninitiative das wesentliche Element eines wirtschaftlichen Auskommens darstellt, nicht der Weg zum Arbeitsamt. Man hätte darstellen können, dass die öffentliche Hand höchstens für ganz grundsätzliche Dinge zuständig ist, anstatt für alles vom Unizugang bis zum Reinigungswesen. Ebenso hätte man unbedingt vermeiden müssen, dass sich Kinder als etwas Höherwertiges fühlen, wenn sie in einem Amt sitzen oder Politiker sind. Doch vielleicht sind gerade das die gewünschten Effekte…

2 Kommentare »

  1. Dieser Tag der Offenen Tür für SchülerInnen wird in ganz Österreich durchgeführt. Seitens der Initiatoren (meistens Schulen) ist allerdings darauf zu achten, dass die Jugend unbedingt auch in verschiedenen Betrieben „schnuppert“ – so kann sie selbst – kritisch – beurteilen, wo effizient, effektiv und nutzenbringend gearbeitet wird. Meiner Meinung wäre es schlecht, würde der Einblick in die Gemeindestuben verwehrt sein.

    Kommentar von Johann-P. Eisbacher — August 18, 2008 @ 9:10 pm | Antworten

  2. @ Eisbacher:
    der in meinem Beitrag entscheidende Absatz ist der letzte. Ich halte die ganze Idee auch für sehr gut und, es stimmt, die meisten Kinder probieren auch viel aus. Ich kritisiere nur, dass falsche Anreize gesetzt werden. Ich halte es z.B. für schlimm, den Kindern zu vermitteln, dass für den Berufseinstieg das Arbeitsamt zuständig ist. Ebenso schlimm ist es, dass es möglich ist, sich als Politiker Privilegien selbst zu beschließen. Natürlich kann man sagen, hier wird nur die Realität abgebildet. Das halte ich aber nicht für zufriedenstellend.

    Kommentar von Patrick Minar — August 19, 2008 @ 9:42 am | Antworten


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