ICH BIN SO FREI. Freiheit – Verantwortung – Eigentum – Politically Incorrect

Mai 26, 2008

Der kleine Kläffer als Sieger

Filed under: österreichische Innenpolitik,linke Irrungen — Patrick Minar @ 3:24 pm

Begegnen sich zwei Hunde, der eine sehr klein und zart, der andere groß und stark, ist mit unter folgende eigenartige Szene zu beobachten: der kleine Hund lässt den starken Mann raushängen, und verbellt den großen, der sich hinter seinem Herrchen verkriecht, da er sich seiner wahren Stärke nicht bewusst ist. In der aktuellen Debatte um die Gesundheitsreform nehmen die Ärzte die Rolle des großen Hundes ein.

Wenn man in eine Verhandlung geht, ob vor Gericht, oder geschäftlicher Natur, wenn man als Schüler von seinem Lehrer etwas braucht, oder wenn man als Ehemann bei seiner Ehefrau wegen des nächsten Herrenabends vorspricht, ist es völlig logisch, sich davor ein genaues und ehrliches Bild seiner eigenen Situation zu machen. Seine eigene Stärke richtig einzuschätzen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, die optimale Verhandlungsposition für sich herauszuholen. Aus Sicht der Ärzteschaft wäre diese Analyse eigentlich eine einfache: Die Menschen sind immer krank, werden immer älter und brauchen uns daher dringend und immer. Wenn nun die Politik bzw. die sich selbstverwaltenden Krankenkassen (glauben die eigentlich wirklich, dass sie sich selbst verwalten?) etwas von uns wollen, dann sollen diese halt gefälligst so tun, wie wir wollen.

Das mag zwar hart klingen, wäre jedoch bei entsprechendem Selbstbewusstsein der Ärztekammer und seiner Mitglieder eine möglich Denkweise. Jeder Arzt könnte sagen: „Ich biete Leistungen an, werden sie von den Patienten angenommen, stelle ich ihnen eine Rechnung aus und kassiere das geforderte Honorar. Ob der Patient dann etwas von der Kassa zurückbekommt, ist nicht mein Problem.“ Hört man jedoch Ärztevertreter dieser Tage vom vertragslosen Zustand reden, versteht man sie vor lauter Angst kaum, als gebe es nicht schrecklicheres für sie.

Die Ärzte sind damit ein gutes Beispiel, wie man einem ganzen Berufstand Eigenverantwortung, Freiheitliebe und Streben nach Unabhängigkeit austreiben kann. Über Jahrzehnte hinweg hat man ihnen eingeredet, dass sie als freier Berufsstand nur innerhalb eines extrem verregelten, öffentlich-bürokratischen Zwangssystems ihrem Beruf (ihrer Berufung?) nach gehen können. Der Sieg der Sozialstaatsromantiker scheint absolut zu sein, denn kein Mediziner steht auf und sagt: „Ich brauche für meine Tätigkeit keinen Hauptverband, keine Ärztekammer und kein Gesundheitsministerium. Ich habe eine Vereinbarung mit meinem Patienten. Dafür brauche ich nichts, außer meine Ruhe.“

Mit Streikdrohungen stellt sich ein grundsätzlich mächtiger und freier Berufsstand auf die Stufe mit unselbständigen Angestellten, die in der Arbeitsniederlegung das einzige Mittel sehen, ihre Interessen durchzusetzen. Jeder Stahlarbeiter und jede kleine Sekretärin würde sich solche guten Voraussetzungen zur Interessensdurchsetzung wünschen, wie das die Ärzte eigentlich haben.  Es verhält sich jedoch wie bei den oben genannten Hunden: wenn ich meine eigene Stärke nicht erkenne bzw. sie nicht erkennen will, weil ich mich als Feigling wohler fühle, darf ich mich nicht wundern, wenn mich ein kleiner Kläffer in die Knie zwingt.

5 Kommentare »

  1. Wer verwaltet denn die Krankenkassen?

    Kommentar von Otto — Mai 27, 2008 @ 1:51 pm | Antworten

  2. Letztlich sind es Politiker, bzw. von Politik anhängige Personen.

    Kommentar von Patrick Minar — Mai 27, 2008 @ 2:50 pm | Antworten

  3. Ja, manchesmal verkehren sich die Dinge einfach. Auch die Patienten sind in Wirklichkeit stärker, denn sie zahlen die Beiträge an die Krankenkassen. Die Patienten (oder potentiellen Patienten) könnten ja auch die Beiträge verweigern, sich selber etwas zur Seite legen um im Notfall den Preis mit dem Arzt direkt auszuhandeln, bzw. private Versicherungen dazu abschließen.

    Kommentar von Rainhard Kloucek — Mai 28, 2008 @ 5:43 pm | Antworten

  4. Alles völlig richtig, aber man sollte nicht vergessen, dass es einen Haufen Ärzte gibt, die – ob freiwillig oder nicht – sich auch jetzt schon in freier Wildbahn (dh ohne Kassenvertrag) durchgfretten müssen. Diese Ärzte, gar nicht so wenige und meist jung und gut, werden von einem Streik nicht so begeistert sein. In der Diskussion dürfen die aber nicht vorkommen, denn dann könnten auch Vertragsärzte auf den Geschmack kommen und das wäre wohl das Ende einer starken Ärztekammer. Es geht nur um den Kammererhalt, keinesfalls um die Interessen der Ärzte oder der Patienten… 😉

    Kommentar von kritikus.at — Mai 31, 2008 @ 2:46 pm | Antworten

  5. ad kritikus: volle Zustimmung!

    Kommentar von Patrick Minar — Mai 31, 2008 @ 10:26 pm | Antworten


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