ICH BIN SO FREI. Freiheit – Verantwortung – Eigentum – Politically Incorrect

Juli 10, 2008

Des Kanzlers letzter Fehler

Filed under: österreichische Innenpolitik,linke Irrungen — Patrick Minar @ 1:28 pm

Intelligent und gebildet soll er sein. Verhandlungsfähig in vier Sprachen. Weinkenner. Unser Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. Dennoch ist sein Aufstieg und Fall geprägt von seinen Fehlern, Fehleinschätzungen und von ihm ausgelösten (Partei-)Krisen. Dass Gusenbauer als auf allen Linien gescheitert in die Geschichtsbücher eingehen wird ist ebenfalls seine eigene Schuld. Falsch eingeschätztes SPÖ-internes Standing und falschverstandenes Durchhaltevermögen sind die Ursache.

Selbstdarstellung, Macht, Sendungsbewusstsein, Öffentlichkeit und Geld sind wesentliche Anreize für politisch aktive Menschen aller Couleurs – oftmals geleugnet, aber dennoch entscheidende  Kategorien. Nur so sind die Schattenseiten des Politikerdaseins auf Dauer verkraftbar. Bei Gusenbauer wurde das besonders deutlich, war er doch immer massiven Angriffen gegen sein Äußeres, sein Privatleben und seiner Politik  ausgesetzt. Angreifer kamen von allen Seiten: Erwartbar und leichter erträglich vom politischen Gegner, weniger erwartbar und weniger leicht erträglich von der eigenen Partei, aber auch Journalisten schossen sich auf Upgrading, Weinkonsum und Marbella-Urlaub ein. Da gehört schon einiges dazu, das wegzustecken und auch noch einen Wahlsieg davon zu tragen.

Man muss jedoch festhalten: Wo kein Rauch, da kein Feuer. Bei all seiner ihm zugeschriebenen Intelligenz, fehlt es Gusenbauer scheinbar an sozialem Feingefühl und strategischer Weitsicht. So auch in der Schlussphase seiner Kanzlerschaft. Am Tag des Parteivorstandes, als die vielzitierte Doppelspitze – bemerkenswerterweise auf seinen Vorschlag hin – festgelegt wurde, war es jedem politischem Beobachter klar: Gusenbauer ist am Ende. Allen, nur ihm nicht. Weitermachen wolle er, Doppelspitze ist toll, Faymann so nett und bei Vranitzky und Sinowatz ging’s ja auch.

Bei richtiger Einschätzung der Lage hätte Gusenbauer nur mehr eine Möglichkeit gehabt: Dafür zu sorgen, dass sein Bild in den Geschichtsbüchern ein Positives ist. Dazu hätte er in oben genannter SPÖ-Sitzung zurücktreten müssen, und mit Worten wie diesen an die Öffentlichkeit gehen müssen: „Ich trete zurück, da mir meine Partei nicht folgen will. Die SPÖ ist nicht für moderne und nachhaltige Politik zu haben. Da mache ich nicht mehr mit.“ Damit wäre die SPÖ dumm da gestanden und Gusenbauer wäre als gescheiterter Visionär und Parteireformer in die politische Geschichte eingegangen. Da gibt’s schlimmeres. Nach ein paar Jahren hätte es Parteifreunde gegeben, die ihn als positives Beispiel hinstellen, die Medien hätten sich für alle Zeiten um seine Meinung gerissen, in den ihm so wichtigen Kreisen der Intellektuellen hätte er seine Integrität aufrechterhalten und kluge Vorträge an diversen Unis hätte er zu Hauf halten können.

Wie ist das Bild nun? Eine beschämende Demontage auf Raten, Faymann steht als Macher da, Gusenbauer als jener, der an allen Fronten gescheitert ist: An seiner Partei, am politischen Gegner, an seinen Wahlversprechen, an der Öffentlichkeit – und an sich selber. Kein Hahn wird nach ihm krähen, kein Elder Statesman auf den Österreich und die Partei stolz sein kann wird er sein. Nichts. Es bleibt ein Parteisoldat, der schau´n muss wo er in Zukunft seine Brötchen verdienen wird.

Für Mitleid gibt es jedoch keinen Grund. Die Motive, die Menschen in die Politik gehen lassen, sind zumeist Niedrige. Sie suchen die Macht und leben auf Kosten der Allgemeinheit. Ist die geborgte Macht mal weg, werden Politiker wieder zu dem, was sie eigentlich sind: Menschen wie Du und ich.

1 Kommentar »

  1. Was sie eigentlich sind? Von Natur aus machtlos, wenn Macht von Machen kommt – Schulversager, Klomplexhaufen, die es in der Privatwirtschaft mangels Könnens nie zu etwas gebracht haben. In der Schule erkennt man sie bereits daran, dass sie immer anderen hineinkriechen müssen (soziale Intelligenz), Schnorren und Abschreiben.
    Also nicht Menschen wie du und ich, sondern ganz und gar Inkompetente.

    Kommentar von tittytainment — Juli 24, 2008 @ 7:19 am | Antworten


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