ICH BIN SO FREI. Freiheit – Verantwortung – Eigentum – Politically Incorrect

Oktober 6, 2008

Liberaler Lackmus-Test

Filed under: Finanzkrise — Patrick Minar @ 10:11 pm

Das gegenwärtige Weltfinanzsystem scheint aus den Fugen zu geraten. Die von Vertretern klassisch liberaler Ökonomie in den letzten Jahrzehnten immer wieder artikulierten Probleme der Weltwirtschaft – Geldmengenausweitung und künstliche Niedrigzinspolitik – bringen nun die prognostizierten Folgen. Die Kommentatoren des politisch-ökonomischen Mainstreams scheinen sich jedoch einig zu sein, wer der wahre schuldige an der Misere ist: die freie Marktwirtschaft, die Gewinne einstreift und Verluste auf die Gesellschaft abstreifen will. Die Haltung dazu, wie sich selbsternannte Marktbefürworter in dieser Frage verhalten, ist ein liberaler Lackmustest.

Ein konstitutives Element des klassischen Liberalismus ist die Unteilbarkeit von Freiheit und Verantwortung. Ein Höchstmaß an individueller Freiheit zu erreichen, ist das große Ziel aller Liberalen Strömungen. Freiheit kann jedoch auch Resultate hervorbringen, die nicht erwüscht sind. Liberale Konsequenz beinhaltet unbedingt die Haltung, für eben diese ungewünschten Ergebnisse genauso die Verantwortung zu tragen, wie man die positiven Ergebnisse von Freiheit genießen möchte. Die Welt ist leider voll von Pseudo-Kapitalisten und Schön-Wetter-Liberalen, die solange es gut läuft, lauthals freie Märkte und Deregulierungen fordern, im Krisenfall jedoch den Staat (=der Steuerzahler) zu Hilfe rufen und somit die negativen Folgen ihres Tuns sozialisieren wollen. Diese Spezies von Staatskapitalisten umfasst alle sogenannten „Marktbefürworter“ auf Seiten jener Konzerne, die sich nicht scheuen, den Staat als legistischen Beschützer ihrer Privilegien zu befürworten genauso, wie jene Wallstreet-Banker, die jahrelang  – legitimerweise – Unmengen an Geld verdient haben und nun in der Krise nach dem Staat rufen.

Die vorgeschlagenen Hilfsmaßnahmen der US-amerikanischen Notenbank und diverser europäischer Zentralbanken sind somit ein liberaler Offenbarungseid. All jene, die es befürworten, dass Verluste nicht individuell getragen werden müssen, sondern auf die Allgemeinheit übertragen werden sollten, verwirken jedes Recht, sich als Liberale bzw. Befürworter einer freien Wirtschaft zu bezeichnen. Sie sind Träger einer linken, sozialistischen Ideologie, die darauf fußt, individuelle Risiken auf Kosten der Allgemeinheit zu minimieren. Bestenfalls handelt es sich bei diesen Vertretern des linken Pseudoliberalismus um knallharte Opportunisten, die schlicht nach persönlichem Vorteil aus sind, auch auf Kosten anderer. Mit Liberalismus hat all das nichts zu tun.

Im ORF konnte man in den vergangenen Tagen anlässlich des Konflikts über das Hilfsprogramm für die amerikanische Finanzwirtschaft im US-Kongress seitens eines Korrespondenten hören, dass man derzeit einen Kampf zwischen wirtschaftspolitischer Vernunft und Populismus verfolgen könne. Für die Vernünftigen hielt er die Befürworter einer Übertragung der Finanz-Verluste auf die Steuerzahler, für die Populisten jene, die der Meinung sind, dass jeder die Folgen seiner Fehleinschätzungen selber tragen muss.

So wie viele Schönwetter-Liberale hat auch der ORF-Korrespondent den liberalen Lackmustest nicht bestanden.

21 Kommentare »

  1. es ist bezeichnend, worum es hier in diesen Beiträgen immer wieder geht.

    Der Subtext bleibt Absatz für Absatz, Post für Post penetrant konstant:
    Wer beweist sich als wahrer Liberaler der reinen Lehre und wer ist ein Verräter oder Unfähiger.
    Was für eine Gralshüterei vom Thron der einzigen Vernunft.

    Gefangen im allzu simplen Paradigma, verliebt in den eigenen Gestus. Mich erinnert das an Pfaffentum.

    Kommentar von hc voigt — Oktober 7, 2008 @ 10:04 am | Antworten

  2. @ hc voigt:
    sie schreiben „Was für eine Gralshüterei vom Thron der einzigen Vernunft.
    Gefangen im allzu simplen Paradigma, verliebt in den eigenen Gestus.“

    das sind eher kennzeichen linker ideologien. der unterschied ist, dass die großen liberalen ideen der freiheit auf den eigenständige individuum abzielen. linke ansätze gehen hingegen immer auf kosten anderer, wenn notwendig durch zwang und gewalt durchgesetzt. und das halte ich für illegitim.

    Kommentar von Patrick Minar — Oktober 7, 2008 @ 10:46 am | Antworten

  3. yikes. wieso bekommt mensch gerade von protagonisten der wiener schule immer derart reflexbeladene antworten?

    „linke ideologien“? „große liberale ideen der freiheit“?

    Ihre antwort besteht tatsächlich in einem notdürftig kaschiertem „selber“ und einer verhaftung in rinks-lechts-klischees?

    es ist viel einfacher. was ich in meinem kommentar angesprochen habe, ist Ihre sprache, die position, in die sie sich hier postend aufschwingen und das bedrohlich-missionarische moment ihrer beiträge, in denen immer die warnung vor den abweichlern enthalten ist. ich habe Ihre sprache analysiert und wenn Sie so wollen ‚Sie‘.

    hier ging es nicht um links oder rechts sondern Ihren ton und Ihre hybris.

    auch werden Sie mir keine linke ideologie an-attributieren können, die bin ich nicht zu verteidigen gekommen. denen bin ich nämlich auch nicht verhaftet.
    gleichzeitig fällt es leicht, Ihre obige darstellung als simpel falsch zu widerlegen. ich weiß zwar nicht, an welche linken theoriegebäude und ideologien Sie denken, aber es ist ein ideengeschichtliches faktum, dass viele linke ansätze vom freien individuum ausgehen.
    daher frage ich mich, was soll das?

    abgesehen davon, wenn Sie hier die links/rechts-ebene aufmachen und „links“ mit gewissen zuordnungen („zwang und gewalt“) versehen, wollen Sie ernsthaft behaupten, dass rechte ideologien von zwang und gewalt keine ahnung haben?

    Kommentar von hc voigt — Oktober 7, 2008 @ 11:44 am | Antworten

  4. Ja und Nein,

    erstens wäre es ein systembruch, ein nicht-liberales system fordert das verantwortungsverhalten und risikoverhalten einer liberalen ordnung ein – und zwar nachdem es gerade an dessen nicht vorhandensein gescheitert ist, und diese sogar aktiv verhindert hat, da die vorteile, der risikoverlagerung in unbestimmte zeit ein erheblicher vorteil waren, und scheinbar diese eben-nicht-liberale ordung stabilisierte.

    zweitens wäre ein heftiger systemriss mit allen konsequenzen die folge, ganz pragmatisch, sehe ich darin eher die gefahr eines sich abwendens von liberalen ideen, und ein comback rigidere ideen. das ändert aber nichts daran, dass ein bail-out grundsätzlich falsch ist, nur muss man die umgebung und deren änderungspotenzial mitdenken, ganz abgesehen von den anderen geselschaftlichen folgen einer solchen verwerfung. außerdem ist diese vorgehensweise nur eine methode um zeit zu gewinnen, dieser zeitgewinn muss und soll dann aber auch genutzt werden – geschieht dies nicht kommt es ohnehin zu den konsequenzen, zwar zeitverzögert, aber heftiger.

    Kommentar von Lukas — Oktober 7, 2008 @ 4:53 pm | Antworten

  5. Hr. Minar hat hier keine links/rechts-Ebene aufgemacht, sondern auf den Unterschiede zwischen echten und Pseudo-Liberalen hingewiesen. Insofern geht der Hinweis auf die (ebenfalls) gewaltbereiten Rechten ins Leere. Die linken Ideologien, die von der Idee eines freien Individuums ausgehen, dürften allerdings ähnlich dünn sein wie die italienischen Heldensagen oder die englischen Kochbücher 😉

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 7, 2008 @ 5:15 pm | Antworten

  6. Es stimmt nicht, dass Ein Höchstmaß an individueller Freiheit zu erreichen […] Ziel des Liberalismus ist – sehr wohl aber eines des Libertarismus. Hayek und Friedman wussten, dass Marktwirtschaft nur funktioniert, wenn der Staat durch Recht und Gesetz Ordnung sicherstellt, und das ist eine klare – und selbstverständlich notwendige – Einschränkung von Freiheit. Die Freiheit des Liberalen geht immer nur so weit, so weit sie die Freiheit des anderen nicht einschränkt. Von Maximierung oder Höchstmaß keine Spur. Freiheit hat im Zweifelsfall Priorität, das ist richtig.

    Außerdem lassen sich Eingriffe des Staates in die Marktwirtschft auch aus liberaler Sicht rechtfertigen, und zwar dann wenn sie deren Funktion gewährleisten, etwa bei stark einseitiger Ressourcenverteilung (der Markt funktioniert dann nur mehr ungenügend, weil die Freiwilligkeit des Gütertausches nicht mehr gewährleistet ist).

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 7, 2008 @ 6:23 pm | Antworten

  7. @metepsilonema: nun, es gibt dzt. eben eine massiv einseitig Ressourcenverteilung. Und zwar eine zugunsten des Staates. Und genau dadurch ist eine Freiwilligkeit des Gütertausches eben auch nicht gewährleistet. Geht vom aufgezwungenen Papiergeldstandard über die Zwangsabgaben (Steuern, Gebühren, Abgaben, Zwangsbeiträge in das Pyramidenspiel „Pensionsversicherung“, etc. etc.) bis hin zum Schwachsinn namens „CO2-Zertifikate-Handel“.

    Und solange das so ist, sind theoretische Diskussionen über möglicherweise freiheitsförderne Eingriffe des Staates in einen freien Markt sowieso müßig.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 8, 2008 @ 8:32 am | Antworten

  8. @FritzLiberal

    Wenn wir akzeptieren – und ich denke alle Liberalen tun das, wenn auch in verschiedentlichen Abstufungen -, dass der Staat einen Rahmen für das Funktionieren der Marktwirtschaft zur Verfügung stellen muss, dann ist es auch nicht müssig darüber zu diskutieren welche Eingriffe freiheitsfördernd sein könnten und welche nicht; insbesondere dann, wenn wir den Zugriff des Staates beschneiden wollen (wir wollen ihm doch nur dort auf die Finger klopfen, wo es sinnvoll ist). Es geht ja nicht nur um die Ressourcenverteilung zwischen Staat und Marktteilnehmern, sondern auch um die zwischen letzteren. Ein freiwilliger Tausch ist nur dann einer, wenn ich Alternativen habe (z.B. einen anderen Tauschpartner), oder nicht zum Handel gezwungen bin, also auf den Tausch verzichten kann. Dazu zwei Beispiele (auch als Illustration warum Verteilungsprozesse stattfinden müssen, wir also staatliche Eingriffe brauchen):

    a) Sind Marktteilnehmer Opfer stark ungleicher Ressourcenverteilung, können sie nicht mehr freiwillig am Marktgeschehen teilnehmen, etwa wenn Personen keinerlei Möglichkeit besitzen ein alternatives Beschäftigungsverhältnis einzugehen, weil das angebotene nicht genug zum Auskommen abwirft.

    b)Und umgekehrt: angehäufte Ressourcen können Personen und/oder Unternehmen dazu befähigen ihre Position auszunutzen und den Markt zu verzerren (z.B. Kartellbildung). Aber auch stark angehäuftes Kapital kann verzerrend wirken, auch das muss ausgeglichen werden, deshalb haben Steuern, in diesem Fall etwa Erbschaftssteuern durchaus Sinn.

    Wie gesagt, all diese Maßnahmen sind im Sinne des Marktes.

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 8, 2008 @ 6:49 pm | Antworten

  9. @metepsilonema: es ist nun einmal ein Riesenunterschied zwischen „einen Rahmen für das Funktionieren der Marktwirtschaft zur Verfügung stellen“ und jedem Durchschnittsverdiener mehr als die Hälfte seines Einkommens gewaltsam abzunehmen. Es ist gerade der Staat, der freiwilligen Tausch massiv behindert. Es ist der Staat, der genau dadurch Armut erzeugt. Es ist der Staat, der Monopole und Kartelle gewaltsam durchsetzt. Es kann ohne Staatgewalt kein Monopol auf längere Sicht existieren.

    Und es ist geradezu abstrus zu behaupten, diese staatlichen Maßnahmen wären im Interesse des Marktes. Und weiters ist es absurd, angesichts des dzt. herrschenden Zwangsabgabenniveaus auch noch über neue Steuern zu sinnieren.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 8, 2008 @ 9:38 pm | Antworten

  10. Es ist unfruchtbar bei solch allgemeinen Behauptungen zu bleiben: Es ist gerade der Staat, der freiwilligen Tausch massiv behindert. Es ist der Staat, der genau dadurch Armut erzeugt. Es ist der Staat, der Monopole und Kartelle gewaltsam durchsetzt.
    Nicht alle Maßnahmen die der Staat setzt sind gleich, warum sie alle über einen Kamm scheren? Wenn man moniert, dass der Staat dem Durchschnittsverdiener zuviel Geld wegnimmt, muss man schon sagen können was genau falsch, oder schlecht daran ist (also an dem was mit dem Geld getan wird). Warum ist es beispielsweise abstrus, wenn der Staat schwere Armut durch Umverteilung aufhebt und somit die Freiwilligkeit marktwirtschaftlicher Tauschhandlungen sicherstellt? Und dienen Kranken- und Pensionsversicherungen nicht ähnlichem? Warum sehen wir uns nicht einzelne Maßnahmen detaillierter an?

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 9, 2008 @ 7:15 pm | Antworten

  11. Gerne. Die erste Maßnahme, die man sich detaillierter ansehen sollte, ist das Papiergeldunwesen, das der Staat seinen Bürgern gewaltsam aufzwingt. Wir sehen gerade die katastrophalen Auswirkungen dieses Systems sehr deutlich, auch wenn von seiten der Politiker natürlich versucht wird, einmal mehr Sündenböcke für das angerichtete Desaster zu finden. Demnach sei das internationale Finanzjudentum, ähhhh natürlich das Spekulantentum, Schuld. Alte Schemata funktionieren nach wie vor hervorragend.

    Fakt ist allerdings: Inflationierung, also die ungedeckte Ausweitung der Geldmenge, ist eine vom Staat betriebene Politik zur Enteignung der Bürger. Inflation ist eine Steuer, und zwar eine besonders hinterfotzige, weil nicht sofort als solche erkennbar und weil sie vorhandenen Besitz angreift anstatt Besitzzuwachs. Und Umverteilung wird dadurch auch betrieben: von den Bürgern zum Staat. Von den Fleißigen zu den Faulen. Von denen, die durch Konsumverzicht Besitz aufbauen und Werte schaffen, zu denen, die konsumieren und das Geld beim Fenster hinauswerfen. Inflation ist also nicht nur monetär schädlich, sondern auch moralisch, indem sie Fehlverhalten fördert.

    Dazu ein Zitat von Ludwig von Mises: „In kaum einem Bereich sind liberale Reformen so dringend erforderlich wie in dem der Geldproduktion. Staatliches Geld – Papiergeld – ist das weitaus gefährlichste Mittel, mit dem moderne Staaten ihre Herrschaft sichern und die von ihnen regierten Länder zugrunde richten. Per Notenpresse verschafft der Staat sich und seinen Bütteln jene zusätzlichen Mittel, die er den Bürgern nicht offen in Form von Steuern abzuknöpfen wagt. Und am Ende jedes Experiments mit Papiergeld wartet unweigerlich die Hyperinflation oder der Kollaps einer überregulierten Wirtschaft.“

    Wahrhaft prophetische Worte.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 10, 2008 @ 12:00 am | Antworten

  12. Selbstverständlich können wir uns gerne noch ein Beispiel ansehen: die Mehrwertsteuer. Von wegen „Steuern dienen der Umverteilung zu Gunsten der Armen“ – die MWSt tritt exakt die Ärmsten am härtesten, weil diese eben den größten Teil ihres kargen Einkommens für die Sicherung ihres unmittelbaren Überlebens ausgeben müssen. Und sogar hier schneidet der Staat noch mit 10-20% mit. Wie mies müsste etwa ein Verbrecher sein, dass er noch aus den Ärmsten Zwangsabgaben herauspressen würde? Nun, der Staat tut genau das.

    Aber noch andere negative Auswirkungen hat die MWSt, die man nicht sofort sieht: sie verteuert künstlich die Produkte und Dienstleistungen und dämpft damit die Nachfrage. Der Staat behindert somit die Freiwilligkeit wirtschaftlicher Tauschhandlungen. Das Resultat: Arbeitslosigkeit und steigende Armut.

    Gar nicht zu reden von dem unnützen Aufwand, den die ganze MWSt-Bürokratie sowohl im öffentlichen Bereich, als auch in den Betrieben, verursacht.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 10, 2008 @ 3:43 pm | Antworten

  13. Super! Ich komme vor meiner Abfahrt leider nicht mehr zu einer Antwort, und muss auf Ende nächster Woche vertrösten. Würde mich aber freuen, wenn wir dann weitermachen könnten.

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 10, 2008 @ 7:26 pm | Antworten

  14. Gerne! 🙂

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 11, 2008 @ 9:59 am | Antworten

  15. Geldschöpfung geschiet nicht ausschließlich durch die Zentralbanken eines Landes sondern vielmehr auch (und in dieser Wirtschaftskrise hat sich dieser Teil als besonders fatal erwiesen) durch einfache Geschäftsbanken wie zB durch Kreditvergabe. Tatsächlich hat sich durch den zunehmenden bargeldlosen Zahlungsverkehr die Möglichkeit der Zentralbanken die Geldschöpfung zu steuern als immer schwieriger werdend erwiesen.

    Kommentar von Otto — Oktober 13, 2008 @ 5:22 pm | Antworten

  16. Die Banken können überwiegend nur im Rahmen der inflationären Geldausweitung durch die Zentralbanken selbst weiteres Papiergeld schaffen – und im Rahmen der staatlichen Budgetpolitik, die gerne übersehen wird. Das Verbrechen, in den Hochkonjunkturjahren 06 bis 08 fast überall Defizite zu produzieren und in den USA gleichzeitig mit niedrigsten Zinsen zur Ablenkung von Krieg und Terrorismus Geld in den Markt zu pumpen wird viel zu wenig diskutiert. Dafür versucht der ORF eine Kopfwäsche, dass der Neo- oder Wirtschaftsliberalismus schuld sei. Obwohl der als einziger Defizite und Billgeld kritisiert hat.

    Kommentar von Dr. Franz Gugenheimer — Oktober 14, 2008 @ 8:01 pm | Antworten

  17. Korrektur: „Billiggeld

    Kommentar von Dr. Franz Gugenheimer — Oktober 14, 2008 @ 8:02 pm | Antworten

  18. Tut mir leid, dass das jetzt so lange gedauert hat.

    Zur Mehrwertsteuer: Da stimmen wir weitgehend überein, hier handelt es sich tatsächlich in erster Linie um Geldbeschaffung seitens des Staates.
    Allerdings schneidet er nur bei Import und Binnenhandel mit, nicht beim Export (gut, das erledigt dann der Staat in den importiert wird, falls er eine derartige Regelung kennt), und der bürokratische Aufwand dürfte im Gegensatz zu anderen Steuern noch relativ gering ausfallen. Vorteile sind vielleicht, dass sich der Bürger (durch Konsumverzicht) der Steuerbelastung entziehen kann, und – aus staatlicher Sicht -, dass keiner entkommt (wie z.B. bei Schwarzarbeit). Berücksichtigt werden sollte auch wofür der Staat das Geld verwendet.

    Kurz noch zum „Papiergeldunwesen“: Ich glaube wir stimmen darin überein, dass wir ein Zahlungs- bzw. Tauschmittel brauchen. Und jemanden, einen Schiedsrichter (den Staat), der die Aufsicht innehat (Könnte das System auch anders funktionieren? Ich wüsste allerdings nicht wie.). Was wäre eine Alternative? Eine „Rückkehr“ zum Goldstandard?

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 21, 2008 @ 8:59 pm | Antworten

  19. @metespilonema: sorry, aber wie ich aus erster Hand weiß, ist für Firmen der mit der Umsatzsteuer verbundene administrative Aufwand erheblich. Obwohl sie nur einen Durchlaufposten darstellt. Und der Hinweis, dass man sich als Privatperson der Steuerbelastung durch Konsumverzicht entziehen kann, klingt angesichts von weniger begüterten Menschen, die den größten Teil ihres Einkommens für lebensnotwendige Dinge aufwenden müssen, ziemlich zynisch. Ebenso wie der Hinweis, dass dieser Steuer keiner entkommt, weil sie eben – siehe oben – die Ärmeren überproportional härter trifft.

    Und wofür der Staat diese Zwangsabgaben verwendet? Ganz einfach: er zieht es den Armen aus der einen Tasche und steckt es ihnen – nicht ohne sich als großer Wohltäter zu präsentieren – als Sozialleistung wieder in die andere Tasche. Nicht ohne es vorher durch eine monströse Steuerbürokratie geleitet zu haben, um damit eine staatsabhängige Kaste von nutzlosen Schmarotzern zu füttern.

    Und zum Währungssystem: ja, ich bin dafür, dem Staat die Verfügungsgewalt über die Währung aus der Hand zu schlagen. Und dafür ist eine zu 100% goldgedeckte Währung mit entsprechender verfassungsrechtlicher Absicherung die einzige Möglichkeit, die mir einfällt, um den Staatseinfluss draußen zu halten.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 22, 2008 @ 4:13 pm | Antworten

  20. @FritzLiberal

    Es freut mich zu hören, dass Sie sich um die Armen sorgen, und ich kann Ihnen versichern, dass mein Kommentar keineswegs zynisch gemeint war. Ich wollte nur darauf hinweisen, weil Steuern gerne als ungerecht und die Abgabenmenge als vom Bürger unbeeinflussbar angesehen werden.

    Wenn Ihr zweiter Absatz mehr als Polemik sein soll, dann können Sie mir sicher anhand eines Rechenbeispiels illustrieren wie der Staat durch Einhebung der Mehrwertsteuer Sozialhilfe finanziert (wohlgemerkt nur mit der, die er von Armen kassiert, sich also jeder Arme selbst finanziert; dass er dann noch seinen Staatsapparat mitfinanziert lassen wir mal außen vor).

    Zur Währungsfrage: Eine staatliche Ausgabe- und Wechselstelle wäre aber weiterhin notwendig, allerdings verfassungsrechtlich gebunden, verstehe ich das richtig?

    Noch einmal zu den Armen: Wenn wir ihnen nicht schon aus Menschlichkeit helfen, wir müssten es spätestens aus marktwirtschaftlichen Überlegungen tun, denn Arme sind keine freien Teilnehmer des Marktes, sie können auf Grund ihrer finanziellen Limitierung nur bestimmte Tauschgeschäfte eingehen (eben die, die wenig Geld verbrauchen; der Markt funktioniert hier also nicht richtig). Ich kann mir nur schwer vorstellen wie das von privater Hand vernünftig (und freiwillig!) organisiert werden kann (lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen).

    Kommentar von metepsilonema — Oktober 29, 2008 @ 12:00 am | Antworten

  21. @metepsilonema: ich habe nie verlangt, dass Armen nicht geholfen werden soll. Nur ist es eben pervers, Armen von ihrer Sozialhilfe (oder von ihrem geringen Lohn) gleich noch einmal bis zu 20% Zwangsabgaben abzupressen. Und dass – wieder einmal – der angeblich nicht funktionierende Markt an der Armut vieler Menschen schuld sein soll, ist angesichts des hochgradig staatlich regulierten Arbeitsmarktes eine sehr gewagte Behauptung.

    Zur Währungsfrage: ja, eine Währung, die per Verfassung zu 100% goldgedeckt sein muss und somit keinerlei Inflationierung ermöglicht.

    Kommentar von FritzLiberal — Oktober 30, 2008 @ 12:28 am | Antworten


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