ICH BIN SO FREI. Freiheit – Verantwortung – Eigentum – Politically Incorrect

November 6, 2008

Guter Rassimus vs. bösen Rassismus

Filed under: liberale Theorie,linke Irrungen — Patrick Minar @ 6:44 pm

Ras|sis|mus, der; übersteigertes Rassenbewusstsein, Rassendenken u. die daraus folgende Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem Menschtypus. So steht´s im Duden.

Man stelle sich vor, der in den letzten Wochen vielzitierte Bradley-Effekt wäre eingetreten und der neue US-Präsident würde nun MacCain und nicht Obama heißen. Sagen wir, das Ergebnis wäre ganz extrem, z.B. dass 95% aller Weißen für den Vietnam-Krieger gestimmt hätten. Das Geheule über den Rassismus, der einen schwarzen Präsidenten einfach nicht dulden könne, wäre ohrenbetäubend.

Doch halt, es kam ja anders: Der neue Präsident der Vereinigten Staaten heißt Barack Obama. Und wer hat ihn dazu gemacht? Zum Beispiel 95% aller Schwarzen.

Ist das nun Rassismus? Offenbar, denn es wird ja wohl kein Zufall sein, dass dieser extrem hohe Wert auf Grund anderer Wahlmotive zustand kam, als durch die Unterstützung eines Schwarzen durch Schwarze.

Wird dieser Fall von Rassismus negativ gesehen. Offenbar nein, zumindest wird überall nur Erleichterung darüber artikuliert, dass sich der andere, der böse Rassismus nicht durchgesetzt hat.

Es gibt also einen guten und einen bösen Rassismus. Wählen Weiße einen Weißen, weil der weiß ist, ist das böse. Wählen Schwarze einen Schwarzen, weil er schwarz ist, ist das gut.

Aus liberaler Sicht ist Diskriminierung keinesfalls wünschenswert, das Recht auf Diskriminierung stellt jedoch ein wichtiges Merkmal der Freiheit dar. Denn nur wenn ich, unabhängig vom Grund, das Recht habe jemanden oder etwas auch abzulehnen, kann man von wirklicher Entscheidungsfreiheit sprechen. Alle Antidiskriminierungsgesetze sind deshalb massive Eingriffe in Freiheitsrechte und aus diesem Grund abzulehnen.

Im politischen Sinn ist die Ablehnung eines Kandidaten auf Grund seiner Hautfarbe oder seines Geschlechts eher dämlich, aber durchaus legitim. Aus Gründen der Vernunft sollten andere Faktoren die Wahlentscheidung herbeiführen, als diese Fragen. Aber wer eine Frau als Bundeskanzlerin als Niedergang der westlichen Kultur sieht, oder einen Mann als Zeugnis patriarchaler Gewalt, einen Schwarzen als faul, oder einen Weißen als Nazi, der soll halt entsprechend wählen. Besonders intelligent ist´s halt nicht, aber bitte. 

Im Übrigen finde ich es gut, dass ein Schwarzer nun erstmals US-Präsident ist. Für mich wäre seine Farbe jedoch kein Wahlmotiv gewesen. Weder im Positiven, noch im Negativen.

12 Kommentare »

  1. Ich seh das so: wenn in sagen wir 30 Jahren immer noch 95% der Afro-Amerikaner für den Schwarzen Kandidaten stimmen ist es sicher Rassismus. Aber beim „ersten mal“ ist das schon irgendwie verständlich. Noch dazu war McCain ja nicht gerade ein Kandidat, der bei den konservativen Wählern Begeisterungsstürme ausgelöst hat. Dass dann ein konservativer Schwarzer lieber für den ersten schwarzen Präsident stimmt, auch wenn er politisch nicht mit ihm übereinstimmt als für den Kandidaten den Konservativen, der eigentlich mehr so wischi-waschi Konservativ ist und deswegen eh nur das „geringere Übel“ wäre, ist nahe liegend.

    Kommentar von Michael — November 7, 2008 @ 12:27 am | Antworten

  2. Schweres Thema auf welches die verschiedensten Faktoren sicher Einfluss haben.

    Als lernender Empiriker sehe ich vor allem hier die Frage der Erhebbarkeit solcher Auswertungen. Auch ich habe über die 95% der Schwarz gelesen die für Obama gestimmt haben. Doch wie wurde dies überprüft? Nachdem (auch in Amerika) die Wahl ein geheimer Akt ist, können sich solche Statistiken nur auf Befragungen beziehen. Befragungen haben immer die Problematik, dass sie durch sozial anerkannte Antworten verzerrt werden. Als sozial anerkannt kann bei so einer Wahl sowohl gelten, dass Schwarze unbedingt den Schwarzen Kanidaten wählen, sowie aber auch, dass Weiße McCain-Wähler angeben, dass sie für Obama stimmten, um als offener zu gelten. Dies ist auch einer der Hauptgründe warum FPÖ/BZÖ in Österreich fast immer besser abschneiden, als ihnen in den Befragungen vorhergesagt wird.

    Ein zweiter Punkt, der mir sehr sofort ins Auge springt, ist der nicht behandelte Unterschied zwischen den Wählern die einen Weißen Kandidaten wählen, um nicht den Schwarzen Kandidaten zu wählen (und umgekehrt) und den Weißen Wählern, die den Kandidaten wählen der sie (ihrer Meinung nach) besser vertritt, wobei der Kandidat dann weiß ist. Dies macht für mich einen großen Unterschied, da bei einer bewussten Wahl der nicht-Gewählte nicht absichtlich benachteiligt wird, jedoch bei einer bewussten Nicht-Wahl sehrwohl eine Benachteiligung passiert.
    Mit diesem Punkt will ich nichts über die mögliche mediale Ausschlachtung eines „weißen“ Sieges und dessen rassistischen Hintergründen sagen.

    Und ein Recht auf Diskriminierung? In den meisten Definitionen von Freiheit gibt es eine einzige Einschränkung der persönlichen Freiheit, nämliche jene, dass die Freiheit eines anderen nicht eingeschränkt werden darf. Und eine Diskriminierung geht immer einher mit einer Beschneidung der persönlichen Rechte.

    Das ist einmal das Erste, das mir einfällt zu diesem Thema, ich melde mich wenn ich wieder Zeit und Muße habe weiter zu schreiben.

    lg Philipp

    Kommentar von Philipp Eisbacher — November 7, 2008 @ 12:39 am | Antworten

  3. […] Weil es so gut dazu passt: Die Sache mit dem Rassismus bringt ”Ich bin so frei“ sehr gut auf den […]

    Pingback von kritikus.at » Blog Archiv » Obamania — November 7, 2008 @ 11:31 am | Antworten

  4. […] Warum die US-Präsidentschaftswahl nicht rassistisch war. Gestern habe ich auf ichbinsofrei.at von Patrick Minar einen Eintrag entdeckt, der das Wahlverhalten von Afro-Amerikanern bei der US-Präsidentschaftswahl behandelt […]

    Oh du mein Österreich: Rassismus vs. kein Rassismus

    Kommentar von Norrin Radd — November 7, 2008 @ 2:12 pm | Antworten

  5. Die Argumentation ist falsch. Nicht nur, dass Afroamerikaner/innen allgemein zu 80% bis 90% Demokratisch wählen, bei Afroamerikaner/innen ist der geschichtliche Hintergrund ein anderer, den muss man auf jeden Fall respektieren. Obama hat die afroamerikanische Bevölkerung deshalb besonders stark zum Wählen motiviert, weil er (bzw. seine Frau Michelle) der permanent unterrepräsentierten Bevölkerungsschicht, die vor einigen Jahrzehnten noch aktiv gesetzlich diskrimiert war, die bisher fünf Senator/innen stellen konnte, ein Vorbild sind. Sie sind der Beweis, dass Afroamerikaner/innen, obwohl sie eher arbeitslos sind und viel weniger verdienen, trotzdem alles erreichen können.

    Das hängt weniger mit Rassismus als mit steigendem Selbstvertrauen zusammen.

    Kommentar von Sebastian — November 7, 2008 @ 3:30 pm | Antworten

  6. Ich stimme mit dem Kommentar von Michael überein und bringe das Wahlergebnis für mich auf den Punkt: „Es haben auch Weiße vor Freude geweint(TV), als Obama die Wahl gewonnen hat.“

    Kommentar von Johann-P. Eisbacher — November 7, 2008 @ 5:09 pm | Antworten

  7. @Philip Eisbacher: Diskriminierung einer Privatperson durch eine andere Privatperson ist mitnichten eine Einschränkung der Freiheit des Betroffenen. „Discriminare“ bedeutet nichts anders als „unterscheiden“. Im täglichen Leben behandelt jeder von uns verschiedene Mitmenschen unterschiedlich. Zu dem einen entwickelt man Freundschaft, zu dem anderen nicht. Bei dem einen Bäcker kauft man ein, beim anderen nicht. Den einen Menschen akzeptiert man als Mieter in seiner Wohnung, den anderen nicht. Der Autor hat 100%ig recht, das Recht auf Diskriminierung ist ein Menschenrecht.

    Anders sieht es natürlich beim Staat aus. Dieser ist per definitionem Monopolist, und darf deshalb keine Menschen benachteiligen oder bevorzugen. Diese Pflicht zur Nicht-Diskriminierung möchten staatliche Organe (über sogenannte „Gleichbehandlungsgesetze“) ganz gerne auch den Bürgern aufzwingen, um damit den staatlichen Einfluss weiter auszubauen und die bürgerlichen Freiheitsrechte weiter einzuschränken.

    @Patrick Minar: stimmt, es ist kein Problem, dass Obama schwarz ist. Das Problem ist vielmehr, dass er Sozialist ist.

    Kommentar von FritzLiberal — November 8, 2008 @ 1:30 pm | Antworten

  8. @FritzLiberal: Die wörtliche Herkunft ist mir zwar bekannt, doch das „Diskriminieren“ beginnend im 16. Jahrhundert (ausser in den Naturwissenschaften) eine Bedeutungsverschlechterung zu „herabwürdigen oder benachteiligen“ durchwandert hat (siehe Kluge & Seebold 2002). Auch aus soziologischer (mein Studiengebiet) Sicht gibt es zwar positive und negative Diskriminierung, jedoch werden dieser immer als rational NICHT begründbare Bevorzugung oder Benachteiligung gesehen. Was uns, im Falle der Benachteiligung wieder zur Einschränkung der Freiheit des Betroffenen sowie bei einer Bevorzugung, zu einem schon von Smith abgelehnten Altruismus bringt.

    Kommentar von Philipp Eisbacher — November 8, 2008 @ 6:40 pm | Antworten

  9. @Philipp Eisbacher: zunächst einmal finde ich Ihre Meinung, dass die dzt. so moderne positive Diskriminierung (d.h. die staatlicherseits vorgenommene Bevorzugung vermeintlich benachteiligter Bevölkerungsgruppen) rational nicht begründbar ist, sehr positiv.

    Nur: Sie begehen eben den grundlegenden Fehler, nicht zwischen staatlicher und privater Diskriminierung zu unterscheiden. Wenn der Gewaltmonopolist Staat etwa eine Bevölkerungsgruppe systematisch benachteiligt (z.B. Männer, die im Gegensatz zu Frauen in vielen Staaten staatlichen Zwangsdienst leisten müssen), dann ist dies selbstverständlich eine Freiheitseinschränkung der Betroffenen, völlig einverstanden. Wie es allerdings einem Privaten möglich sein soll, durch Benachteiligung einer anderen Privatperson deren Freiheit einzuschränken, ist nicht nachvollziehbar. Vor allem: was heißt in diesem Zusammenhang „rational nicht begründbar“? Wenn ich mein Brot lieber beim Bäcker A als beim Bäcker B kaufe, muss ich diese Entscheidung rational begründen? Ist es in Ordnung, wenn das Brot beim Bäcker A um 2 Cent weniger kostet, ist es aber pöhse Diskriminierung, wenn mir der Bäcker A (ganz unrational) einfach sympathischer ist? Ist es dann diskriminierend, wenn Bäcker B Türke ist? Ist es (um wieder auf die verschiedenen Arten von Rassismus zurückzukommen) weniger diskriminierend, wenn ich bewusst lieber beim türkischen Bäcker kaufe, weil er als Angehöriger einer vermeintlich unterdrückten Minderheit meine Unterstützung besonders braucht?

    Das ganze Diskriminierungsmodell führt sich im Privatbereich letztlich stets ad absurdum. Vor alle aber hat es nichts mit Freiheitseinschränkung zu tun. Freiheit bedeutet schlicht Abwesenheit von Zwang. Freiheit bedeutet ganz sicherlich NICHT einen Anspruch auf Leistungen meiner Umwelt an mich.

    Kommentar von FritzLiberal — November 8, 2008 @ 11:10 pm | Antworten

  10. Wäre Hillary Clinton Kandidatin der Demokraten gewesen und hätte sie 95% aaler schwarzen Stimmen bekommen, würde sich kein Schwein darüber wundern, weils ganz klar ist, dass die Demokraten mehr Politik für Gleichstellung betreiben und die Republikaner eher das Gegenteil versuchen.

    Kommentar von Otto — Januar 20, 2009 @ 11:11 am | Antworten

  11. Außerdem finde ich den gesamten Artikel irreführend:
    erstens waren für Obama die Umfragedaten stets besser und zwar deutlich. Hätte McCain gewonnen wäre wohl diese Diskrepanz der ausschlaggebende Grund für das „ohrenbetäubende Geheul“ gewesen. Zusammen mit der Tatsache, dass nach 8 Schreckensjahren von W, nun wieder ein erzkonservativer Kriegspräsident die Geschicke der USA gelenkt hätte. Für mich war Obama ohnehin zu 95% der bessere Kandidat und ich bin nicht schwarzer Hautfarbe.
    zweitens ist der Bradley-Effekt ja auch in gewisser Weise eingetreten. Denn während die Umfragedaten schon die längste Zeit prognostizierten, dass eine überwältigende Mehrheit der schwarzen aber auch eine kleinere der weißen US-Bürger für Obama stimmen würden, hat sich das ja nur zum Teil Bewahrheitet.
    drittens finde ich es eher „dämlich“ mit erfundenen Wahlmotiven alle schwarze in den USA nun über einen Kamm zu scheren, da es gerade bei dieser Wahl in diesen schweren wirtschaftlichen und komplizierten politischen Zeiten, bei so unterschiedlichen Positionen der Kontrahenten, eine gigantische Möglichkeit der Entscheidungsbegründung gibt.
    Der letzte Satz bringt es auf den Punkt, nämlich die eigene Verwirrung gegenüber diesem Thema (Rassismus). Meine Frage dazu: Sind Sie nun froh das ein Schwarzer Präsident ist, oder ist es Ihnen egal? Oder sind sie froh, dass Obama gewonnen hat und nicht McCain? Oder dass Obama ein Schwarzer ist?

    Kommentar von Otto — Januar 20, 2009 @ 11:50 am | Antworten

  12. Ich merke schon das ich hier drinnen, als „Otto-Normal-Verbraucher“ nicht viel Stimmrecht zu haben scheine. Doch würde ich von meiner Seite aus sagen das Rassismus dazu dient der eigenen Kultur und Lebensart bestand zu geben. Keiner sollte wegen Herkunft, Religion etc. weniger gut behandelt werden. Es sollte aber auch nicht Maß der Dinge sein allen Patriotismus und Vaterlandsstolz, als Rassismus abzutun. Ich hoffe mein Beitrag war einiger Maßen gut ausgedrückt.

    Ich bin kein Rassist, nur feier ich lieber Mittsommerwende als Ramadan.

    Kommentar von Erdensang — September 13, 2011 @ 11:17 am | Antworten


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